Der Schein trügt

von Thomas Bernhard

Was bleibt am Ende von Karriere, Liebe, familiären Bindungen?

Nachdem Karls Lebensgefährtin Mathilde kürzlich verstarb, treffen sich Karl und Robert, Halb-Brüder, beide alternde Künstler und in Hassliebe einander zugetan, regelmäßig dienstags und donnerstags, um einander Gesellschaft zu leisten. Ihre Unterhaltung dreht sich dabei um die gemeinsame Vergangenheit, ihr Verhältnis zueinander und zu der Verstorbenen, um Krankheiten und Pläne. Unterschwellig aber geht es um die mit ihnen gealterte Frustration, die Sprachlosigkeit angesichts der seit Jahren ertragenen Charakterfehler des anderen. Wie stets in Bernhards Werken spielt auch in diesem Stück die gestörte Kommunikation die Hauptrolle.

Bernhard lässt seine Figuren in Satzfetzen sprechen, oft zusammenhangslos, meist völlig aneinander vorbei, und findet damit in der äußeren Form der Sprache das Spiegelbild einer Kommunikation, die immer wieder zischend zum Ventil mühsam versteckter Kritik und im Untergrund brodelnder Vorwürfe werden will.

Hans-Jürgen Mitschke
Rüdiger Preuße
RegieOlga Tews
BühneHans-Herrmann Scharnofske
TechnikJustin Heindorf
Julius Haase
Felix Krause
Julian Jungfels
Premiere28.Januar 2006