Es hat knietief geschneit auf der Bühne. Beschwerlich und doch genüsslich stapfen die Akteure durch Stryroporflocken und versacken gern auch bis zum Hals darin. Das Mittwoch-Theater auf dem Lindener Berg spielt Franz Kafkas „Das Schloss“ mit Lust an solchen Effekten, die aus dem Roman ein Stück absurden Theaters machen.
Und so hat Oliver Gruenke die Bühnenfassung von Max Brod auch inszeniert, wie eine dunkle Farce zwischen Dürrenmatt und Ionesco. Der Landvermesser K., der seine Auftraggeber im Schloss nie zu Gesicht bekommt und in einer mysteriösen Bürokratie kläglich verendet, ist hier umgeben von Gespenstertypen und bösen Clowns. Die Masken und Kostüme von Daphne Petanides und Catharina Bornemann (Fachhochschule) haben daran großen Anteil.
Den K. spielt Till Büthe ohne übergroßen Leidensdruck als einen Menschen, der als Einziger in diesem vertrottelten Dorf noch denken kann, das wird ihm auch noch vergehen. 15 Schauspieler hat das Amateurtheater für mehr als 20 Rollen aufgeboten. Die Sprechleistungen sind sehr unterschiedlich, es gibt jedoch einige Glanzlichter. Dazu gehört Karl-Heinz Jacobs, der als Kleinbürokrat Bürgel mit deutlich hannöversch klingender Sprechweise überraschend dicht an Kafka rankommt.
Wer im Theater durchgängig Literaturqualität erleben will, muss einige Abstriche machen. Die Inszenierung gefällt eher durch surreale Aktionen und Figuren, aus denen wiederum zwei herausragen: Judith Jungfels und Kordula Mitschke als K.s Gehilfen, die in Wahrheit verkappte Spione der unbekannten Obrigkeit sind. Diesem grotesken Marionettenpärchen gehört denn auch ein großer Anteil vom lebhaften Premierenbeifall.
Hier geht's zum Stück: Das Schloss