Deutschland 1931. Doris, 18 Jahre jung, arbeitet in einem Anwaltsbüro an der Schreibmaschine und ist mit ihrem Leben und ihren Aussichten unzufrieden. Sie möchte ihrem kleinbürgerlichen Milieu entkommen und beschließt, im pulsierenden Leben Berlins „ein Glanz“ zu werden.
Für ihren Traum von Liebe, Luxus und Karriere ist die Weltstadt mit ihren unerschöpflichen Angeboten an Kinos, Theatern, Tanzpalästen und Flanierstraßen das einzige in Frage kommende Ziel. Der glitzernd-bunten Scheinwelt der Film- und Schlagerstars steht der glanzlose Alltag mit Massenarbeitslosigkeit, Kriminalität und vor allem oberflächlichen Männerbekanntschaften entgegen. In den Beziehungen, die Doris eingeht, erlebt sie das Herabsinken in die Halbwelt, aber auch Momente des Glücks und der Hoffnung, wie sie ihrem „Taubenbuch“ anvertraut.
Hurra! Eine schreibende Frau mit Humor, sieh mal an! (Kurt Tucholsky)
Irmgard Keuns Roman „Das kunstseidene Mädchen“, die Vorlage unserer Stückfassung, schildert in Tagebuchform ein knappes Jahr aus dem Leben dieser jungen Frau.
Keun versucht die „Deutsche Wirklichkeit“ aus dem eingeschränkten Blickwinkel eines einfachen Bürgers zu beschreiben, dabei wird keine Deutung der politischen und sozialen Struktur hinter dem Alltagsleben versucht. Die naive Sichtweise, der Sprachwitz, die Schlagfertigkeit und die Beobachtungsschärfe von Doris, der Protagonistin, wirken im Roman wie normales Drauflosreden.
Döblin und Tucholsky waren begeistert von dem Roman, der die Suche nach dem kleinen und großen Glück in der großen Stadt, mit Schlagern, Sentiment und wilden Männergeschichten zeigt.
Keuns eigenes Leben weist deutliche Parallelen zum Roman auf, sie sieht auf sich selbst wie Doris: „Irmgard Keun hatte zur Wahrheit ihrer Lebensumstände ein ganz spezielles Verhältnis: mal aufrichtig, mal leichtsinnig, mal erfinderisch aus Sehnsucht nach Erfolg, mal phantasievoll aus Lust, unehrlich aus Not, mal verschwiegen aus Schonung.“ (Keun-Biografin Hiltrud Häntschel) Ihre Romane wurden 1933 von den Nationalsozialisten auf die „Schwarze Liste“ gesetzt, beschlagnahmt und als „Asphaltliteratur mit antideutscher Tendenz“ verboten.
Miriam Gruenke | |
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Inspizienz | Elke Gerlach |
Regie | Till Büthe |
Bühne | Till Büthe |
Souffleuse | Elke Gerlach |
Technik | Justin Heindorf |
Julian Jungfels | |
Jan Matschke | |