Richard III. – Shakespeare in Tarnjacke

HANNOVER. Niedertracht, Neid und Nötigung. Das sind die Eckpfeiler im vom Mittwoch-Theater hervorragend inszenierten Shakespeare-Klassiker „Richard III.“.

von «sö»
Dabei haben die Theatermacher den immer noch und wieder aktuellen Stoff um hinterhältige Machterschleichung gekonnt in die Moderne gehievt: Der Text der Tragödie ist zwar erfreulich nah am Original und das spärliche Bühnenbild erinnert mit gotischen Bögen und Sankt-Georgskreuz-Fahnen auch tatsächlich an englische Adelssitze – doch die Bearbeitung von H.J. Mitschke sieht moderne Kleidung der Protagonisten vor. Da werden bisweilen sogar Tarnjacken getragen. Das ist einerseits durchaus gelungen und verleiht der Aufführung etwas herrlich Surreales; auf der anderen Seite verlieren nicht wenige Zuschauer ob der fast immer gleich gekleideten Damen (rotes Kostüm) und Herren (schwarzer Anzug, rote Krawatte) mitunter ein wenig den Überblick, wer denn nun eigentlich der Herzog von Clarence und wer der Prinz von Wales ist. Sei es drum: Zumindest einer wird immer erkannt. Und das ist Richard. Oliver Gruenke („Ich beschließe, hier den Dreckskerl zu spielen!“) haucht dem Scheusal dann eine fast schon diabolische Aura ein. Zunächst wirkt sein Text zwar noch ein wenig auswendig gelernt, die Betonung will da nicht so recht passen, im weiteren Verlauf des Stücks gewinnt er aber immer mehr Sicherheit und geht beinahe beängstigend in der bösen Rolle auf. Wenn er etwa Lady Anne (großartig: Janet Doant) anbietet, ihn zu erdolchen – was diese freilich ablehnt – werden die Premierenzuschauer Zeuge von tatsächlich hervorragendem Schauspiel. Sie spenden ausdauernd Beifall.

Hier geht's zum Stück: Die Tragödie von König Richard III.