Mittwoch: Monster

Shakespeares "Richard lll." im Mittwoch:Theater

von Ekkehard Böhm

Die Bühne ist leer bis auf einen Sarg, in dem die Leiche König Heinrichs VI. liegt. Vor ihm tritt der Schuldige an seinem Tod auf und spricht seinen berühmten Monolog, in dem er seine bösen Pläne für die Zukunft enthüllt. Shakespeares "Richard III." hatte jetzt im hannoverschen Mittwoch: Theater Premiere, in der Regie von Hans-Jürgen Mitschke, der den Text auch bearbeitet hat. Er hat vor allem den Rotstift angesetzt. Er hat Personen wegfallen lassen, Dialoge gekürzt und Szenen gestrichen. Vor allem der fünfte Akt samt Gespensterreigen ist stark zusammengeschnurrt; Schlachtgetümmel passte auch schlecht auf die kleine Bühne am Lindener Berg. Nur Richards Ausruf "mein Königreich für'n Pferd" wirkt jetzt unpassend.

Dem Stück hat die Bearbeitung nicht geschadet, und klar tritt Mitschkes Absicht zutage: ,,Richard IIL" ist als Politthriller über Machtgier, Gewalt und Mord auf die Auftritte des Titelschurken fokussiert. Wobei Shakespeares Richard dies nicht so leicht macht. Monster gab und gibt es in der Geschichte zwar genug, aber es dürfte keines so neben sich gestanden haben wie Richard, der von Bekenntnissen seiner Bösartigkeit nur so übersprudelt und diese auch noch geschliffen kommentiert. Müsste so einer nicht Selbsthass empfinden und seine Aggressivität gegen sich selbst richten?

Das Konzept geht auf, die Inszenierung wird immer spannender. Ausstattung (Joachim Meyer) und Lichteffekte (Till Büthe) sind minimalistisch, die Schauspieler sind uniform gekleidet: die Damen rot, die Herren schwarz. Mitschke zieht das Stück als Kammerspiel unter Einbeziehung des Zuschauerraums auf. Da stehen plötzlich die Mörder (Patrick Gersmeyer und Jörg Lange) des armen Clarence furchteinflößend neben dem Zuschauersitz, oder es werden Opfer Richards am Henkerseil vorbeigeschleppt. Das schafft schon Atmosphäre.

Atmosphäre schaffen auch die Schauspieler. allen voran Oliver Gruenke als Richard. Den stärksten Widerpart geben die Frauen ab: Marita Bading als Königin Elisabeth, Judith Jungfels als Königin Margaret, Rosa Pohl als Herzogin von York sowie Janet Doant als Lady Anne. Til Büthe gibt den skrupellosen Catesby, Rüdiger Preusse den betrogenen Betrüger Buckingham und Hans Peter Zaumbrecher den aufrechten Hastings.



Hier geht's zum Stück: Die Tragödie von König Richard III.