Die schwer zugänglichen, die ganze Fantasie des Lesers beanspruchenden Texte von Franz Kafka hat das Mittwoch Theater, dieses älteste und professionellste Laientheater unseres Landes, schon öfter auf die Bühne gebracht. Max Brod, Kafkas Nachlassverwalter, hatte nicht nur Kafkas Romane und Novellen gegen dessen Verfügung der Nachwelt erhalten, sondern sie Ende der fünfziger Jahre auch teils zu Bühnenstücken verknappt und pointiert. Das Mittwoch Theater spielt jetzt mit großer Besetzung seine Bearbeitung des Romans „Das Schloss“.
Ein Fremder kommt, zunächst scheint es zufällig, in ein Dorf, dessen Bewohner von den Befehlen der darüber thronenden, unnahbaren Schlossverwaltung kontrolliert und beherrscht werden. Der Schlossverwalter Klamm hat ihn mit einem vagen, aber Hoffnung weckenden Brief hierher gelockt. Er ist Landvermesser. Er richtet sich in geringerer Tätigkeit als Schuldiener ein, immer von Hoffnungszeichen aus dem Schoss hingehalten und von Wünschen nach einem normalen Familienleben beseelt. Diesen schließlich vergeblichen Kampf gegen alle kämpft der Fremde, dargestellt von Till Büthe, in der Inszenierung von Oliver Gruenke im wandlungsfähigen Bühnenbild von Christian von Frieling und Hans-Hermann Scharnofske. Allein schon der tiefe Schnee, in dem alle mühevoll vorankommen, ist ein eindrucksvolles Spielelement.
Was aber dem abstrusen Vergeblichkeitsdrama und den spielerischen Möglichkeiten der hoch ambitionierten Theatertruppe den stärksten Ausdruck verleiht, das sind hier die Kostüme und Masken von Daphne Petanides und Catharina Bornemann, Studentinnen des Studienganges Bühne und Kostüm der hiesigen Fachhochschule.
Es sind die Bilder, die choreografischen Formationen der Spieler, die Lichtregie und das Musikmaterial von Frederic Oberheide, welche dem guten Ensemble die Sicherheit geben und Kafkas Texten eine verblüffende Aktualität in unserem Dschungel der Gesetzesreformen sichern.
Hier geht's zum Stück: Das Schloss